Polareis

Eisbär auf Polareis. Foto von Markus Mauthe
Eisbär auf dem Packeis vor Spitzbergen. Eisbären leiden besonders unter dem Klimawandel, da das Packeis für sie der beste Jagdgrund für die Robbenjagd ist. Seltener und dünner werdendes Packeis (das vom Wind leichter abgetrieben wird) gefährdet ihre Ernährung; in der kanadischen Hudson-Bay und manchen anderen Regionen bleiben Eisbären heute kleiner und dünner als früher. Ein eisfreies arktisches Meer lässt auch um die Zukunft der Eisbären fürchten. © Foto: Markus Mauthe/Greenpeace.

Aktuelle Nachrichten

04.11.2021 – Stillstand bei Schutzgebieten in der Antarktis
29.03.2019 – Der Zustand der Arktis und seine Bedeutung für uns
                      mit Updates 2020
21.03.2014 –
Das Eis auf Grönland schmilzt stärker als gedacht 
30.09.2013 – Aktueller Klimabericht des IPCC
18.09.2013 – Greenpeace-Aktivisten in Russland festgenommen
(& updates)

Stillstand bei Schutzgebieten in der Antarktis

Im Oktober 2021 fand in Australien die 40. Konferenz der 1982 gegründeten "Kommis­sion zur Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis" statt (die Einrichtung der Kommission geht auf einen Folgevertrag des Antarktis-Vertrags von 1959 hervor, mit dem das ökologische Gleichgewicht in der Antarktis gewahrt und ihre Nutzung auf friedliche Zwecke begrenzt werden soll). Von der Kommission wurden bisher zwei Meeresschutz­gebiete (marine protection areas) in der Antarktis eingerichtet: Im Jahr 2009 bei den Süd­lichen Orkneyinseln und im Jahr 2016 im Rossmeer, das als letztes weitgehend vom Menschen unberührtes Meeres-Ökosystem gilt, das insbesondere durch die zunehmende Befischung des Riesen-Antarktisdorsches bedroht war. In diesem Jahr stand die Einrich­tung von drei neuen Meeresschutzgebieten auf der Tagesordnung: In der Ostantarktis, im Weddellmeer und um die Antarktische Halbinsel. Die Ausweisung sollte die ohnehin vom Klimawandel bedrohten Gebiete wenigstens von der Bedrohung durch die zunehmende Fischerei entlasten – aber genau die Fischereiinteressen waren der Grund, warum Russ­land und China gegen die Ausweisung stimmten. Da Entscheidungen in der Kommission nur einstimmig getroffen werden können, ist die Ausweisung vorerst damit gescheitert. Damit wurde auch das UN-Nachhaltigkeitsziel, bis 2020 zehn Prozent der Meeresfläche zu schützen, verfehlt.

Weitere Informationen:
Pew Charitable Trusts: Die Notwendigkeit eines Netzwerks von Meeresschutzgebieten im Südlichen Ozean.


Der Zustand der Arktis und seine Bedeutung für uns

Den aktuellen Zustand der Arktis und die Folgen, die dieses für uns haben kann, stellt in grafischer Form ein aktueller Bericht der UN-Umweltorganisation UNEP vor: In der Arktis sind die Temperaturen im Vergleich zu vorindustrieller Zeit um 3 °C gestiegen, dreimal so stark wie auf der restlichen Erde. Das liegt unter anderem daran, dass Meereis die Sonne stärker reflektiert als Meerwasser, mit dem Schmelzen des Eises also mehr Sonnenlicht absorbiert wird als früher. Ruß aus den zunehmenden Waldbränden im Norden Kanadas und in Sibirien, der sich auf dem verbleibenden Eis ablagert, trägt ebenfalls zu verstärkter Absorption des Sonnenlichtes bei. Die Folge: bereits in den 2030er Jahren könnte die Arktis im Sommer eisfrei sein. Ein weiterer Faktor, der die Erwärmung verstärkt, sind tauende Permafrost-Böden: In diesen sind große Mengen Biomasse eingelagert, die nach dem Tauen zersetzt und u.a. in Form des hochwirksamen Treibhausgases Methan freigesetzt werden. Die Folgen dessen, war in der Arktis geschieht, spüren auch wir: Durch die Erwärmung der Arktis wird der Temperatur­unterschied zu den Subtropen kleiner, wodurch sich vor allem im Sommer der polare Jetstream abschwächt, wodurch das Wetter im Sommer stabiler wird. Hierauf wird u.a. der Hitzesommer 2018 zurückgeführt.

Weitere Informationen:
UNEP: Global Linkages. A graphic look at the changing Arctis (pdf,
englischsprachig)

Stefan Rahmstorf: Was der Eisverlust in der Arktis für uns bedeutet (Gastbeitrag bei SPIEGEL online, 8.8.2020): verlinkt auch auf einige neue Studien.

SPIEGEL online: Die große Schmelze (Beitrag im Rahmen der Serie "Globale Gesellschaft"), 18.10.2020.


Das Eis auf Grönland schmilzt stärker als gedacht

Im aktuellen 5. Sachstandbericht des IPCC wird berichtet, dass die Eismasse des grönländischen Eisschildes im Zeitraum von 2002 bis 2011 um 215 Milliarden Tonnen pro Jahr abgenommen hat - dieses Schmelzen fand im Südosten und Nordwesten der Insel statt; der Nordosten galt als relativ stabil. Das wurde damit begründet, dass die Gletscher dort an einen normalerweise ganzjährig gefrorenen Bereich des Nordpolarmeer stoßen. Aber das arktische Meereis im Nordpolarmeer schmilzt ebenfalls immer schneller (siehe die unten stehende, vorherige Nachricht), und wie ein Forscherteam unter Führung von Shafaqat A. Khan von der Universität Lyngby, das seit 2003 die Eismassen Grönlands untersucht, jetzt gezeigt hat, hat dies Folgen auch für den nordöstliche Eisstrom auf Grönland: Seit 2003 verliert es durchschnittlich 10 Milliarden Tonnen pro Jahr. Dieser Eisstrom reicht aber bis ins Herz des grönländischen Eisschildes, das, so fürchten die Autoren der Studie, schneller abschmelzen könnte als bisher von den Klimaforschern gedacht. Bereits der 5. Sachstandsbericht des IPCC hatte befürchtet, dass ein Abschmelzen des Eisschildes auf Grönland schneller erfolgen könnte, als in den Berechnungen angenommen.

Weitere Informationen:
natur.de: Grönlands Eis-Goliath taumelt (Die Original-Veröffentlichung von Shfaqat A. Khan et al., >> nature climate change, ist kostenpflichtig).


Aktueller Klimabericht des IPCC

Aktuelle Zahlen zum Rückgang des Polareises sind im kürzlich erschienenen Beitrag der Arbeitsgruppe 1 zum 5. Sachstandsbericht des IPCC enthalten, der den aktuellen Wissensstand zum Klimawandel zusammenfasst. Demnach nahm die Eismasse des grönländischen Eisschildes im Zeitraum von 2002 bis 2011 um 215 Milliarden Tonnen pro Jahr ab, die des antarktischen Eisschildes im gleichen Zeitraum um 147 Milliarden Tonnen pro Jahr. Das Schmelzen der Eisschilde trug zuletzt (zwischen 1993 und 2010) mit 0,6 Millimeter pro Jahr zum Anstieg des Meeresspiegels bei (zum Anstieg des Meeresspiegels siehe aktuelle Nachrichten Ozean).

Die Ausdehnung des arktischen Meereises während des arktischen Sommers ging im Zeitraum von 1979 bis 2012 jedes Jahrzehnt um 9,4 - 13,6 Prozent, das sind 730.000 bis 1.070.000 Quadratkilometer, zurück. Einen derartigen Rückgang hat es zumindest in den vergangenen 1.450 Jahren nicht gegeben. In der Antarktis hat das Meereis dagegen im gleichen Zeitraum leicht zugenommen, und zwar um 1,2 - 1,8 Prozent pro Jahrzehnt, das entspricht 130.000 bis 200.000 Quadratkilometern.

Wenn die Emissionen von Treibhausgasen ungebremst weitergehen, könnte die Arktis schon vor dem Jahr 2050 im Sommer eisfrei sein.

Weitere Informationen:
Der 5. UN-Klimareport.


Greenpeace-Aktivisten in Russland festgenommen

Das schmelzende Polareis macht nicht alle unglücklich; mancher hofft auch auf neue Geschäfte. So die Öl- und Gasindustrie, die auf reiche Öl- und Gasvorkommen in der Arktis setzt. Die niedrigen Temperaturen dort führen aber dazu, dass Leckagen besonderes lange die Umwelt schädigen. Am 18.09.2013 wurden 28 Greenpeace-Aktivisten, die an einer Gazprom-Bohrinsel gegen riskante Ölbohrungen in der Arktis protestierten, sowie 2 Bildjournalisten von der russischen Küstenwache festgenommen; ihr Schiff, die Arctic Sunrise, beschlagnahmt.

Update 01.11.2013: Die Aktivisten sind alle wegen Piraterie und Rowdytum angeklagt. Die niederländische Regierung hat beim Internationalen Seegerichtshof Beschwerde gegen die Beschlagnahme der (unter niederländischer Flagge fahrenden) Arctic Sunrise eingelegt, da diese in internationalen Gewässern erfolgt und somit illegal sei.

Update 22.11.2013: Der Internationale Seegerichtshof hat Russland heute aufgefordert, die Aktivisten freizulassen und die Arctic Sunrise freizugeben.

Update 29.11.2013: Heute durfte der letzte der Aktivisten gegen Zahlung einer Kaution von rund 45.000 Euro das Gefängnis verlassen.

Update 31.12.2013: Im Rahmen einer am 18.12.2013 von der Duma beschlossenen Amnestie wurde die Anklage gegen die Greenpeace-Aktivisten und die beiden Bildjournalisten nach drei Monaten eingestellt; am 30.12.2013 konnte der letzten der 26 nichtrussischen Aktivisten Russland verlassen.

Weitere Informationen:
Neun Gründe gegen Ölbohrungen in der Arktis

Jürgen Paeger 2013 – 2021